Gestern habe ich meinen ersten Broadcast bei Periscope online gestellt. Seit einige Tagen bin ich um das Thema Periscope gekreist, habe mich registriert, bin weiter gekreist, habe angefangen mir ein paar Broadcasts anzuschauen – also Live-Übertragungen – und bin weiter gekreist. Und dann habe ich gedacht: F**K it! Ich mache mich jetzt nackig.
Und so habe ich zwischen zwei Coachings einfach mein handy in die Hand genommen und habe den Knopf gedrückt. Und „BOOM“ ich war live. Und auf einmal schauten mir über 30 Leute zu! Und das ohne Vorbereitung und irgendein Konzept! Meine innere Jungfrau ist im Karree gesprungen. Und dann habe ich das einzige getan, was mir eingefallen ist: ich habe mich ausgezogen.
Wenn Perfektion zur Prokrastination wird
Denn ich habe von meiner Perfektion gesprochen. Und wie diese ganz oft zur Prokrastination wird. Also zur guten alten Aufschieberitis. Ich gebe hier offiziell zu: ich bin trockene Perfektionistin. Ich habe mich selbst jahrelang durch Perfektion davon abgehalten Dinge einfach zu tun. Denn sie waren noch nicht fertig, noch nicht gut genug, noch nicht bereit.
Mittlerweile weiß ich, dass ich mir in den allermeisten dieser Fälle einfach selber nur was vorgemacht habe. Die nackte Wahrheit ist: ich habe Perfektion zu Prokrastination werden lassen. Also Dinge einfach nur vor mir hergeschoben. Und als mir klar wurde warum das so war, habe ich direkt beschlossen trocken zu werden.
Perfektion ist die Haute Couture von Angst
Perfektion ist einfach nur eine weitere Form von Angst. Angst vor Versagen, nicht gut genug sein, nicht ausreichend zu performen. Und damit ist Perfektion die Haute Couture von Angst – quasi Angst auf hohem Niveau. In dem die Angst sich einfach nur anders kleidet – sich quasi verkleidet. Aber diese Angst sorgt auch dafür, dass ich mich nicht so zeige wie ich bin, dass ich mir die Chance nehme in meine Brillanz zu kommen, dass ich mich selber davon abhalte in meine Größe zu gehen.
Solange ich auf diesen Trick hereinfalle halte ich mich selbst vom Strahlen ab. Als mir klar wurde, wie clever diese Strategie ist habe ich beschlossen die Perfektion Perfektion sein zu lassen. Dabei haben mir die folgenden drei Fragen geholfen:
- Wozu ist es gut es nicht zu tun? Was wäre das Schlimmste, was passieren könnte?
- Wozu ist es gut es zu tun? Was wäre das Beste, was passieren könnte?
- Warum tue ich es immer noch nicht? Was brauche ich noch?
Jedes Mal, wenn ich mich beim perfekten Prokrastinieren ertappe stelle ich mir diese Fragen. Und merke ziemlich schnell, dass das Schlimmste bei weitem nicht so schlimm ist, wie es mir mein Ego einreden will. Dass das Beste soviel besser ist, als die Situation in der ich jetzt bin. Und es eigentlich keinen Grund gibt, das was ich tun will nicht zu tun.
Und wenn ich noch etwas brauche, dann besorge ich es mir. Den Anstupser von einer Freundin. Den Happy Dance für die gute Stimmung. Oder manchmal einfach nur den Countdown, um auf den „Senden“-Button zu drücken.
Sterne statt Wolken – echt statt perfekt
Denn ich brauche keine Haute Couture – ich will Authentizität. Ich will echt sein, mit meinen Makeln und mich zeigen wie ich bin. Ich will mich trauen meine Komfortzone zu verlassen und herausfinden, was es da draußen noch alles gibt. Ich will den Sternenhimmel sehen und nicht die Wolken. Ich möchte die Oase besuchen und mich nicht mit der Fata Morgana zufrieden geben.
Und so habe ich gestern wieder beschlossen mich nackig zu machen. Und ich werde es wieder tun. Wenn die Perfektion an die Tür klopft. Dann werde ich tief einatmen, mich so zeigen wie ich bin und dem Leben ins Auge schauen. Und mich überraschen lassen, von dem was kommt. Denn das macht viel mehr Spaß, als es sich nur vorzustellen.
Wo bremst Perfektion dich in deinem Leben? Wie gehst du damit um?
Alles Liebe,
KAJA