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Alle reden von Sisterhood, zumindest in meiner Filterblase gibt es mehr und mehr Sisterhood Circle, Sisterhood Gatherings, Women Circles und und und. Und ich bin absolute Unterstützerin der Idee, dass Frauen zusammenkommen und sich gegenseitig supporten.

Ich bin Cheerleader für die Idee des Women Empowerment, Advokatin für starke Verbindungen zwischen Frauen und Verfechterin der gegenseitigen Unterstützung. Dafür hebe ich meine Stimme und lasse mich gerne vor diverse Karren spannen.

Aber: ich werde schnell still, wenn es darum geht, als Frauen zusammen zu kommen und den Status Quo benennen, ohne jedoch konkret etwas zu ändern. Und dass ist eine Tendenz, die ich in den letzten Monaten immer wieder beobachtet habe.

Wellness oder Wirkung

Es ist wie mit Massagen: ich kann eine Wellness-Massage buchen und mit 60 Minuten lang den Körper und die Seele streicheln lassen. Nebenbei wir auch noch Oxytocin ausgestoßen, was zum Wohlfühleffekt beiträgt und so schweben wir am Ende mit einem guten Gefühl nach Hause. Am nächsten Morgen wachen wir allerdings wieder mit Nackenschmerzen oder einem steifen Kiefer auf, denn die Wellness-Massage hat uns zwar ein gutes Gefühl vermittelt, aber hat den Kern des Schmerz nicht wirklich berührt. Und so hatten wir eine gute Zeit und kehren dennoch wieder in den Status Quo zurück.

Alternativ dazu können wir auch eine klassische oder eine Thai Massage buchen. Dort werden wir in 60 Minuten wahrscheinlich diverse Male aufstöhnen, uns unter den Händen der Masseurin winden, innerlich fluchen und am Ende dankbar sein, dass es vorbei ist. Voller Erleichterung gehen wir nach Hause und spüren auf dem Heimweg, dass die Schulter nicht mehr zieht. Wir legen uns etwas erschöpft, aber zufrieden in Bett und stehen am nächsten Morgen unter der Dusche um plötzlich festzustellen, dass der Nacken heute früh beim aufstehen ja gar nicht mehr steif war. Und abends können wir den Kopf immer noch frei bewegen. Wir sind frei.

Das Konzept der Massage lässt sich auch auf Sisterhood und Sisterhood-Circle anwenden. Und selbstverständlich ist es jeder von uns überlassen, worauf sie gerade Lust hat. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass wir uns darüber im klaren sind, was wir da gerade buchen.

Durch die Dunkelheit ins Licht

Ich persönlich glaube an den Gang in die Dunkelheit, an Geschichten die schmerzen, Geheimnisse die endlich ans Tageslicht kommen dürfen, den Schritt genau dahin zu tun, wo die Angst oder die Scham sitzt, denn:

Am Ende sind wir alle so krank wie die Summe unserer Geheimnisse.

Für mich bedeutet Sisterhood einen Raum zu schaffen, in dem all diese Dunkelheit sein darf und gehalten wird, in dem ich nicht alleine bin und gleichzeitig Transformation gefördert und gefordert wird. Ein Raum in dem Tränen und Schreie sein dürfen, immer begleitet von Zeuginnen, die mit mir fühlen, aber nicht mit mir leiden. Ein Raum in dem ich über meinen Schatten springe, um einer anderen Frau ihr Licht zu zeigen. Ein Raum in dem ich in absoluter Sicherheit all meine Unsicherheit zeigen kann und damit gleichzeitig in meine Stärke gehe.

Sisterhood bedeutet für ich gemeinsam nach vorne zu schreiten, gemeinsam die Welt zu einer besseren für uns alle zu machen und Seite an Seite zu bleiben, auch wenn es mal unbequem wird.

Feenstaub und Scheisshaufen

Und ja, Feenstaub und Blumen im Haar sind ganz wunderbar und haben absolut ihre Daseinsberechtigung. Aber wenn ich immer nur in die Wunderkerze blicke, damit ich den Schatten der hinter mit steht nicht sehe, dann blende ich das aus, was mir nicht passt, dann habe ich die spirituellen Scheuklappen auf. Sisterhood im Licht ist einfach und leicht. Ich könnte auch den ganzen Tag in wunderschönen Kleidern und mit wallendem Haar durch Blumenwiesen hüpfen.

Aber das Leben besteht eben auch aus Schlammgruben, wilden Flüssen und manchmal einem Scheisshaufen. Weiterhin beieinander stehen, auch wenn der Saum dreckig und die Haare filzig sind, das ist wahrer Sisterhood für mich.

Sisterhood ist so wichtig, da er uns auffängt, wenn wir straucheln. Da er laut wird, wo uns jemand zum schweigen bringen will. Und da er uns stärkt, wenn wir uns schwach fühlen.

Wahrer Sisterhood erkennt, dass jede Frau meine Schwester ist, nicht nur diejenigen, die meiner Meinung sind oder die so aussehen wie ich.

Sisterhood fordert mich, mich solidarisch zu zeigen, für andere einzustehen und konsequent zu sein.

In meinen Circles fliesen oft Tränen, Ärger bannt sich seinen Weg an die Oberflache und ich schubse die ein oder andere ganz liebevoll aus der Komfortzone. Das ist es, was Sisterhood für mich eben auch bedeutet. Anderen Frauen dabei zu helfen frei zu werden und damit in ihre Größe zu gehen. Denn das ist es, was diese Welt wirklich braucht: Frauen, die sich trauen ihren Weg zu gehen, die neue Pfade für alle von uns gehen und dies mit dem Wissen tun, dass sie unterstützt werden von anderen Frauen.

Ich gönne jeder einzelnen von uns ihre Wohlfühlmassage, Feenstaub im Haar und die kleine Auszeit. Auch ich ziehe mir ein bis zweimal im Jahr die Deck über den Kopf und will nicht. Doch dann erinnere ich mich immer wieder daran, dass am Ende ich diejenige bin, auf die ich gewartet habe.

Und so wünsche ich mir wieder mehr Tiefe, Ehrlichkeit und Mut in der Filterblase, mehr Verletzlichkeit und Dunkelheit in den Circles und damit mehr wahrhaftig starke Frauen, die gemeinsam diese Welt verändern. Für sich, für uns und für diejenigen, die nach uns kommen.

In Sisterhood,

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